Interview mit Jan Rehnig, Geschäftsführer der EMKA Gruppe
„Wir haben eine starke Basis und große Pläne“
Damit trat er in die Fußstapfen von Friedhelm Runge, der das Unternehmen über fünf Jahrzehnte hinweg zum Weltmarktführer für Verschlusstechnik gemacht hat. Im Interview mit Jürgen Wirtz, Chefredakteur der Fachzeitschrift SCHALTSCHRANKBAU, spricht Jan Rehnig über seinen Einstieg, die Herausforderungen am Markt und seine persönliche Motivation.
Herr Rehnig, Sie haben 2024 die Verantwortung für EMKA übernommen. Wie verlief der Start?
Der Einstieg war zweifellos fordernd. Das vergangene Jahr war geprägt von Unsicherheiten – Inflation, globale Neuwahlen, eine schleppende Investitionsbereitschaft der Unternehmen und Fachkräftemangel. Dennoch konnten wir das Jahr 2024 mit einem leichten Wachstum abschließen und eine solide Basis für 2025 schaffen. Ich bin stolz darauf, wie stabil wir durch diese Phase gegangen sind. Das spricht für unser Team und die von Friedhelm Runge geschaffene Grundstruktur.
Welche strategischen Prinzipien helfen EMKA, Herausforderungen wie Lieferengpässe oder Bürokratisierung zu meistern?
Wir setzen auf unsere hohe Fertigungstiefe, dezentrale Produktionsstrukturen sowie unser „Local-for-Local“-Prinzip. Das bedeutet, dass wir weltweit nah am Kunden produzieren. Dadurch sind wir flexibel, selbst wenn sich Rahmenbedingungen wie Zölle oder Lieferketten ändern. Gleichzeitig stärken wir unsere Standorte durch klare Qualitätsstandards und Eigenverantwortung.
In welchen Branchen und Regionen sieht EMKA aktuell besonders großes Potenzial?
Der klassische Schaltschrankbau bleibt unser Kerngeschäft. Darüber hinaus sind wir in unterschiedlichen Märkten aktiv – vom Maschinenbau über die Telekommunikationsbranche bis hin zur Klimatechnik. Besonders positiv laufen derzeit der Serverschrankbau, der Bereich Energy Storage sowie Anwendungen rund um die Stromverteilung. Ein starkes Wachstum sehen wir regional in Indien, Mexiko und den USA, das durch lokale Strukturen und gezielte Investitionen forciert wird.
Welche Anforderungen stellen Ihre Kunden aus dem Schaltschrankbau – und wie begegnen Sie diesen technisch?
Je nach Einsatzbereich, beispielsweise ob ein Schaltschrank innen oder außen steht und welchen Umweltbedingungen er ausgesetzt ist, unterscheiden sich die Anforderungen stark. Unsere Verschlusssysteme sind darauf ausgelegt, langlebig und zuverlässig zu funktionieren. Durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien – von Kunststoff über Zink-Druckguss bis hin zu Edelstahl – können wir die Lösungen individuell anpassen.

Was bedeutet für Sie das EMKA-Versprechen „Quality First“ konkret im Alltag?
Wir arbeiten weltweit mit einheitlichen Maschinen, Prozessen und Materialien. Unsere eigenen Prüflabore, klar definierte Standards und eine hohe Fertigungstiefe garantieren eine gleichbleibend hohe Qualität. Dieses Prinzip sichert sowohl unsere Produkte als auch unsere Arbeitsplätze.
Welche Werte sind Ihnen als Geschäftsführer besonders wichtig?
Für mich ist Respekt die Grundlage jeder Zusammenarbeit. Nur wenn wir einander mit Respekt begegnen, kann Vertrauen entstehen. Und Vertrauen ist essenziell für stabile Partnerschaften und um als Team erfolgreich zu sein. Ebenso wichtig sind Verantwortung und Verlässlichkeit: Ich muss mich auf unsere Mitarbeitenden verlassen können, genauso wie sie sich auf mich verlassen können müssen. EMKA funktioniert als Mannschaft – dieser Teamgeist war auch für Herrn Runge immer sehr wichtig. Persönlich halte ich es mit dem Prinzip „Ein Mann, ein Wort“. In einer Zeit, in der das nicht mehr selbstverständlich ist, ist mir das umso wichtiger.
Worauf sind Sie persönlich besonders stolz, wenn Sie auf EMKA und seine Entwicklung blicken?
Mich beeindruckt, wie sich EMKA aus mittelständischen Strukturen heraus zum Weltmarktführer entwickelt hat und dabei seinen Werten treu geblieben ist. Wir sind heute global aufgestellt, verfügen über eine hohe Fertigungstiefe und bieten alles aus einer Hand. Gleichzeitig sind wir als Familienunternehmen nah am Kunden geblieben, treffen Entscheidungen schnell und fokussieren uns stets darauf, echte Lösungen zu liefern – nicht nur Produkte.
Wie schaffen Sie zu all dem privat den Ausgleich?
Sport ist mein Ventil. Früher waren es Fußball und Golf, heute ist es Paddle-Tennis, das ich inzwischen regelmäßig spiele. Außerdem schlägt mein Herz für Technik, speziell bei Autos. Wichtig ist für mich: Auch bei voller Verantwortung muss der Kopf ab und zu frei sein.
