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Verschluss-Systeme für große Schaltschränke

Grundlegend gilt für alle Schaltschränke, dass die innen liegenden Komponenten, insbesondere die sensible Elektronik, sicher geschützt sein müssen. Deutliche Unterschiede gibt es besonders bei den eingesetzten Verschluss-Systemen. Wenn spezielle Kundenanforderungen zu erfüllen sind, stoßen standardisierte Verschlüsse manchmal an ihre Grenzen. Individuell gefertigte Verschluss-Systeme bieten dann die passende Lösung.

Schaltschränke gibt es in vielfältiger Form und Ausführung als Einzelschrank, Reihenschrank oder Schrank mit Doppeltür, und das sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. Dabei haben Umgebungsbedingungen und die jeweiligen Anforderungen starke Auswirkung auf die Wahl der Materialien und die finale Konzeption des Schrankes. Doch der Schrank allein schützt die innen liegenden Komponenten samt Elektronik nicht ausreichend. Vielmehr kommt der Verschluss- und Scharnierlösung eine große Bedeutung zu, sie soll die Schranktür sicher abdichten und gegebenenfalls hohem Druck widerstehen oder andere Sicherheitsanforderungen erfüllen. Um die passende Verschluss- und Scharnierlösung zu finden, sind auch die Umgebungseinflüsse und der Standort ausschlaggebend. Werden im Außenbereich zumeist Schaltschränke aus Kunststoff und pulverbeschichtetem Stahl eingesetzt, ist für sehr spezielle Anwendungen Edelstahl das Material der Wahl. Entsprechend eignen sich Verschlusskomponenten aus denselben Materialien. Darüber hinaus können im Outdooreinsatz hohe Ansprüche an Dichtigkeit und Aufbruchssicherheit zu erfüllen sein, beispielsweise die Schutzartklasse IP65 und Sicherheits­standards nach Widerstandsklassen.

Als Weltmarktführer für Verschluss-Systeme in Schaltschränken und Steuerungsschränken greift EMKA auf ein breites Portfolio an unterschiedlichen Materialien zurück, um für die jeweils vorherrschenden Bedingungen die passenden Werkstoffe bei den Verschlüssen, Scharnieren und Dichtungen einsetzen zu können und damit die Forderungen nach Festigkeit, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit bestmöglich zu erfüllen. So kommen rund 1,2 Millionen Produktvarianten in der Verschlusstechnik für Schaltschränke zusammen.

Konventionelle Verschluss-Systeme mit Ausbaustufen

im Outdoorbereich verbaut. Hierbei wird beispielsweise ein Schwenkgriff auf die Tür montiert, der auf der Türinnenseite zwei Verschlussstangen antreibt – entweder über einen Antrieb oder eine Verschlusszunge. Diese Dreipunktverriegelung komprimiert die Türdichtung und sorgt für einen sicheren Verschluss. EMKA hat für Verschlüsse innerhalb der Türdichtung ein einzigartiges Dreh-Spann-Verschluss-System mit Mehrfachverriegelung entwickelt. Mit einer Drehbewegung eines Dreh-Spann-Verschlusses von nur 90° – üblicherweise 180° – schließt die Tür dabei an mehreren, auf nur einer Stange flexibel platzierbaren, Verschlusspunkten. Die vertikal verteilten Verschlusspunkte können mit einer eigens entwickelten Eckumlenkung auf weitere horizontale Punkte erweitert werden. Der Kompressionsweg erreicht bei dieser innovativen Mehrfachverriegelung bis zu 18 mm gegenüber dem Standardhub von 6 mm. Damit wird die Tür gleichmäßig und umlaufend in die Türdichtung gezogen und ist selbst bei hohem Innendruck zuverlässig gesichert. Die Dreh-Spann-Funktion verhindert das Aufspringen der Tür und ermöglicht eine Druckentlastung.

Soll der Verschluss außerhalb der Dichtung platziert werden, damit beispielsweise keine Bauteile in den Schaltschrank-Innenraum hineinragen, werden die Verschlussstangen auf der Türinnenseite bei geschlossener Tür mithilfe eines Schwenk- oder Hebelgriffes in montierte Verschlusspunkte auf dem Türrahmen geschoben. Angeschrägte Ausklinkungen an den Verschlussstangen sorgen für den notwendigen Anpressdruck der Tür. Auch hier kann eine Eckumlenkung eine zusätzliche horizontale Verriegelung ermöglichen.

Elektronische Verschlusslösungen

Zusätzlich zu konventionellen Verschluss-Systemen werden zunehmend elektronische Verschlusslösungen nachgefragt. EMKA bietet auch hier ein komplettes Portfolio – von elektromechanischen Outdoorgriffen für aktive und passive Gehäuse über elektronische Schaltschrankverschlüsse bis hin zu hochinnovativen Lösungen für Data­center, die völlig ohne Verkabelung auskommen. Für höchste Sicherheitsansprüche mit AES-256-Bit-Verschlüsselung bei der Zutrittskontrolle bis hin zum Leitstand-Monitoring entwickelte EMKA daher den Schwenkgriff Agent E. Die Smartphone- oder PC-basierten Softwareprodukte vernetzen die Verschluss-Lösungen zu vollständigen Online-Zutrittskontrollsystemen.

Im Schaltschrankbau sind vermehrt hohe Sicherheitsansprüche von Verschlusskomponenten gefordert. So realisierte der Spezialist für Verschluss-Systeme von Schaltschränken beispielsweise für Outdoorschaltschränke des niederländischen IT-Systemhauses Tecnolimit einen formschönen Schwenkgriff mit Widerstandsklasse RC2, der komfortabel zu bedienen ist und sich elektronisch überwachen lässt. Ein Kartenleser wurde integriert, sodass sich der Schrank nur per RFID-Karte von autorisierten Personen öffnen lässt. Damit schützt der Griff sicher vor unberechtigtem Zugang. Dieses Beispiel zeigt: Für spezielle Anforderungen reicht der standardisierte Verschluss nicht aus. Grundsätzlich bietet EMKA bereits mit seinem umfangreichen modularen Produktprogramm viele Möglichkeiten der Gestaltung von Verschlüssen. Doch manchmal müssen Standardkomponenten angepasst oder sogar gänzlich individuelle Kundenlösungen gefunden werden. Die Konzeption und Entwicklung dieser eigenständigen Sonderlösungen gehören mit zu den Kernkompetenzen von EMKA. Entsprechende Lösungen werden im hauseigenen Technologiezentrum in Wuppertal entwickelt.

Scharniere und Dichtungen als wichtige Bausteine eines Systems

Doch nicht nur die Verschlüsse eines Schaltschrankes, sondern auch dessen Scharniere und Dichtungen haben direkten Einfluss auf die Stabilität, Ästhetik und Funktionalität des Schrankes. Das erste Kriterium für die Auswahl eines Scharniers wird durch die Türposition – ob innen- oder aufliegende Tür – entschieden. Das Gewicht, die Größe und das Material der Tür sowie der Öffnungswinkel sind wichtige Einflussgrößen. Die Montagesituation, also ob das Scharnier anschraub- oder anschweißbar, sichtbar, verdeckt oder komplett unsichtbar sein soll, sind weitere Faktoren. Zur Auswahl stehen verschiedene Werkstoffe: von Kunststoff über Zink-Druckguss, Stahl und Edelstahl bis zu Aluminium-Druckguss.

Die Dichtung zwischen Tür und Gehäuse ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Schaltschrankes. Hier geben die Umgebungseinflüsse und die Anforderungen an die Dichtigkeit die entscheidenden Parameter für die richtige Auswahl vor. EMKA stellt hochwertige Gummiprofile in eigenen Produktionsstätten her. Elastomerdichtungen zum Stecken (Nut, Blech) sind ideal für die Abdichtung der Spaltmaße und zum Ausgleich von Fertigungstoleranzen. Individuell im Design und durch Werkstoffvarianten an chemische Einflüsse anpassbar erfüllen sie kundenspezifische Eigenschaften und sind im Servicefall austauschbar.

Verschluss-Systeme aus einer Hand

Es ist von Vorteil, wenn das gesamte Verschluss-System – also Verschluss, Scharnier und Dichtung – aus einer Hand geliefert wird. Der Kunde hat nur einen Ansprechpartner, um diese wichtigen Komponenten ideal auf die Gehäusekonstruktion abzustimmen. Bei Verschluss-Systemen außerhalb der Dichtung können Komponenten wie Scharnier und Verschlusshalter dann so ausgewählt werden, dass die Lochbilder identisch sind. Somit lässt sich die Tür flexibel sowohl rechts- als auch linksanschlagend montieren. Darüber hinaus müssen die Beschlagteile bei Verschluss-Systemen außerhalb der Türdichtung in der Bautiefe wie auch in der Breite platzsparend konstruiert sein, um den Verkantungsraum möglichst klein zu halten. So erhöht sich die lichte Weite des Schrankgehäuses.