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„Wir liegen über den Erwartungen der Branche“

Interview mit Ernie Ruzza, Geschäftsführer von EMKA USA

Sehr geehrter Herr Ruzza, Sie sind nun seit etwa einem Jahr Geschäftsführer von EMKA USA. Wie haben Sie dieses erste Jahr erlebt?

Mein erstes Jahr als Geschäftsführer war sehr aufregend und mit nichts zu vergleichen, was ich bisher in meiner beruflichen Laufbahn erlebt habe. Obwohl meine Arbeit anspruchsvoll und herausfordernd ist, habe ich das Privileg, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die sich aktiv für die Weiterentwicklung von EMKA USA einsetzen. Sowohl im Inland als auch in Deutschland werde ich unterstützt. Es ist nicht einfach, Covid, Personalmangel und die Inflation zu bewältigen. Obwohl wir Rekordergebnisse erzielt haben, würde ich mein erstes Jahr als ein Sprungbrett für unseren Fortschritt bezeichnen.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie derzeit? Wie sieht die Struktur aus?

Obwohl EMKA USA eine der größten Tochter­gesellschaften der Gruppe ist, haben wir eine schlanke Struktur und beschäftigen 40 Mitarbeiter. Wie andere Unternehmen auch hat uns die Pandemie gezwungen, anders zu denken: Das bedeutet, in produktiven Bereichen zu wachsen sowie verbesserungsbedürftige Bereiche neu zu bewerten. Die Leistung und das Engagement unserer aktuellen Mitarbeiter sind bewundernswert.
Wir sind ein traditionelles Unternehmen mit den Abteilungen Vertrieb, Finanzen, Technik, Einkauf und Produktion. Ich würde uns als vertriebs- und kundenorientiertes Unternehmen mit lokalen Fertigungskapazitäten bezeichnen. Wir haben eine Montageabteilung, die für Modifikationen zuständig ist, einen Vulkanisierungsbereich für zusätzliche Dienstleistungen in der Gummiindustrie und eine Abteilung für die Herstellung von Rundstangen, um in diesem Produktbereich flexibel zu sein. Wir planen, unseren Vertrieb in den Regionen Pazifischer Nordwesten und Great Lakes im Jahr 2022 zu verstärken.

Auf welche Meilensteine kann der Standort EMKA USA zurückblicken?

Als gewinnorientiertes Unternehmen ist das Erreichen unserer Ziele natürlich der wichtigste Meilenstein. Wir haben unseren Umsatz über die Marktprognose hinaus gesteigert sowie Marktanteile und Kunden von der Konkurrenz übernommen. Zudem haben wir unsere Präsenz auf neuen Märkten ausgebaut und unsere UL-Kompetenz erweitert. Unsere breite Produktpalette haben wir als Hebel genutzt, um statt einzelner Produkte Komplettlösungen zu verkaufen.

Welche Kunden und Aufträge werden von EMKA USA betreut? Wie sieht die dazugehörige Produktpalette aus?

EMKA USA verfügt über einen breit gefächerten Kundenstamm: Er reicht von unserem traditionellen Kerngeschäft, dem Schaltschrankbau und der Blechbearbeitung, bis hin zu den Branchen Bahn, Telekommunikation, Maschi­nenbau, Klimatechnik und Energie. Die Absatzsteigerung im Bereich Channel/Distribution war zusätzlich entscheidend für unser Wachstum.
Im Hinblick auf die Produktpalette konnten wir zusätzliche Projektaufträge durch die Kombination des vorhandenen Angebots und der Modifizierung von Vorreibern gewinnen. Geliefert wird hauptsächlich an die Märkte für Gehäuse und Bleche. Ein weiteres Top-Produkt 2021 ist unser Schwenkgriff. Diese Produkte wurden größtenteils an die Telekommunikationsindustrie geliefert, mit Upgrades für den 5G-Markt. Der Anstieg bei den Bauteilen um rund 20 % ist ein Zeichen für unseren Kundenservice und den Verkauf von Lösungen über sämtliche Branchen hinweg.

Bitte skizzieren Sie kurz die Bedingungen auf dem amerikanischen Markt, und wie ist die Marktentwicklung?

Während einige unserer Kunden von Inflation und Versorgungsengpässen betroffen sind, sehen wir in den aktuellen Marktbedingungen in den USA und Kanada auch Positives. Die nationalen Hersteller sind gezwungen, sich selbst zu versorgen und nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Das öffnet uns die Tür: Wir liegen derzeit über den ­Erwartungen der Branche. Unsere Fähigkeit, Kunden in diesen schwierigen Zeiten zu betreuen, hat es uns ermöglicht, Marktanteile gegenüber unserer Konkurrenz zu gewinnen. Wir sind zuversichtlich, dass die Verabschiedung eines Infrastrukturgesetzes zum Marktwachstum beitragen wird. Dies würde zu Fortschritten in den Bereichen Eisenbahn, Transport, Baumaschinen, alternative Energien und Versorgungsunternehmen führen. Die Erwartungen für die erste Jahreshälfte sind weiterhin hoch.

Inwieweit muss EMKA seine Produkte an diesen Markt anpassen? Was sind die größten Herausforderungen im Allgemeinen?

Eine globale Präsenz ist zwar ein großer Vorteil beim Verkauf an Großkunden, gleichzeitig müssen wir uns aber auch auf die nationalen Märkte einstellen. Zum Beispiel durch die Erfüllung lokaler Vorschriften wie die UL-Zertifizierung. Im Jahr 2021 haben wir unser UL-zertifiziertes Angebot erweitert und konnten so neue Kunden gewinnen. Wir glauben, dass dies auch für Märkte hilfreich sein wird, die Produkte in die USA liefern. Wir haben zwar gute Arbeit bei der Sicherung von Rohstoffen geleistet und arbeiten daran, die Vorlaufzeiten zu verkürzen. Da in vielen Fällen keine Zeit für Designänderungen bleibt, ist es unser Anspruch, ein Nachfolgeprodukt zu haben, das mit dem bestehenden Design übereinstimmt, die Kosten senkt und die Ersetzung viel einfacher gestaltet.

Was war Ihrer Meinung nach das bisher spannendste Kundenprojekt?

Da gibt es zwar mehrere, aber am spannendsten finde ich Projekte, bei denen wir ein System oder eine innovative Lösung anstelle eines Standard­auftrags liefern konnten. Ein solches Projekt ist ein kundenspezifischer Vorreiber für ABB. Hierbei wird unter Druck eine Feder mit einem spezifischen Scharnier eingesetzt, um die im Gehäuse aufgestaute Energie freizusetzen und so einen Ausfall zu vermeiden. Die Konstruktion selbst dauerte mehr als ein Jahr, unter ständiger Absprache zwischen den lokalen EMKA- und ABB-Technikern. Das ursprüngliche Ziel war die Aufnahme in das neue Produktangebot von vergangenem Jahr. Derzeit ist dieses Produkt sehr erfolgreich. Zukünftig möchten wir das Design auch in anderen Produktlinien verwenden. Der Schlüssel zum Gewinn dieses Geschäfts waren unsere Unterstützung bei der Konstruktion, die Zusammenarbeit mit dem Kunden bei der Herstellung der erforderlichen Werkzeuge und die rechtzeitige Lieferung einer hohen Anzahl an Produkten sowohl in der Test- als auch in der Produktionsphase.

Was sind Ihre mittel- und langfristigen Ziele für diesen Standort?

Zu den mittelfristigen Zielen zählt die erfolgreiche Umstellung unserer ERP-Software, um in Zukunft noch effizienter und produktiver zu sein. Außerdem möchten wir unseren Vertrieb breiter aufstellen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Expansion in andere vertikale Märkte durch die Erweiterung unserer Produktlinie. Langfristig möchten wir unsere lokalen Fertigungskapazitäten erweitern: Die Automatisierung unserer Rundstangenanlage wird die Produktivität um 20 % erhöhen. Ebenso beabsichtigen wir den Kauf und die Installation einer Maschine für Flachstangen. Mit diesem Produkt eröffnen wir uns nicht nur einen weiteren Markt, sondern verbessern auch unsere Lösungskompetenz.